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Abitur 2023

Abschlussrede

19

 Jahre alt

Juni 2023

Status:

Privat

Ort/Land:

Hameln

DE

Index-No.:

N° 

20P

 

010

Kategorie:

Text

Subkategorie:

Rede

Abschlussrede zum Abitur 2023

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
Liebe Eltern, Verwandte und Angehörige,


wir wussten gar nicht so richtig,
wie wir diese Rede anfangen sollen.
Wir beide machen das zum ersten Mal,
hier, vor so vielen Menschen zu stehen.

Ihnen und Euch allen schweben gewisse Erwartungen vor, hier nun ein Rednerduo stehen zu haben, das die vergangenen Jahre an der Anstalt in Ihrem Facettenreichtum wortgewandt zusammenfasst.

Also beginnen wir mal mit der ersten Zusammenfassung des Tages:

Wir alle haben unser Abitur.

So real dieser Moment nun ist,
glich er vielen von uns vor einiger Zeit
noch einem vagen
und von Ungewissheit geprägten Lebenskapitel.
Ob wir wohl unsere Prüfungen bestehen?
Hat das Lernen gereicht?

Beides können wir jetzt auf einmal mit Ja beantworten.
Das ungewisse Lebenskapitel hat sein Happy End gefunden –
und gleichwohl ein nach sich ziehendes
„Happy Beginning“.

Wir sind frei, haben die uns verschlossenen Lebenstüren entriegelt und mal mehr oder weniger die Wahl, welche der zahllosen Pforten wir durchqueren wollen.

Liebe Abiturientinnen,
Diese Reise hatte einen Anfang.
Genau hier, in diesem Raum.

Nicht unsere Eltern, Angehörige oder Lehrer saßen querbeet in den Sitzreihen dieses Saals. Wir waren es, die sich vor rund drei Jahren bewusst für diese Schule entschieden. Wild, aufgeschlossen, ungebändigt waren wir. Zusammengewürfelt aus den unterschiedlichsten Ecken sollten wir uns neu kennenlernen und der Jahrgang werden, die wir heute sind.

„Meine Klasse in 3 Worten“ war eine Frage im Schülersteckbrief unseres Jahrbuchs. Hierzu am Rande: wer noch keines besitzt und sich die wundervollen Antworten von uns Abiturienten und ihren großartigen Lehrkräften anschauen möchte, darf sich vorne bei den netten Damen mit der Sektflasche in der Hand noch eins abholen.

„Meine Klasse in 3 Worten“ – chaotisch, nimmermüde, smart, manchmal planlos. Eigenwillig, liebenswert, sympathisch. Aber auch faul, verpeilt und übermotiviert.

Dieser Jahrgang ist vielfältig, und jeder von uns mit seinem eigenen Sein individuell. Doch so einzigartig wir alle sind, sind wir gleichermaßen zur einer Einheit zusammengewachsen. Laut, lustig und immer noch ungebändigt. Anders aber als zu Beginn dieses Lebensabschnitts – reifer, mündiger und, natürlich, bis zum Anschlag mit Wissen bestückt. Markenpolitik, Globalisierung, Differentialrechnung, x+y und was es da noch so alles gibt.

All das ist es, was einen Abiturienten ausmacht.

Oder?

Nein.

Also, bestimmt auch (rein der Form halber)!

Viel wichtiger aber ist das, was nebenher passiert ist. Jahrgangsfahrten, Ausflüge, Schüleraustausche oder gemeinsam Waffeln im Schulflur verkaufen. Gerne auch „außerschulische Aktivitäten“ genannt.

Aber auch nicht nur das. Sich streiten, diskutieren, einigen, Kompromisse finden. Auseinandergehen und wieder zusammenkommen. Gemeinschaft stärken, Spaß haben, Freunde finden. Das Lehrerzimmer mit einer riesigen Dönerbestellung besetzen, Türen mit Zeitung bekleben, ein Ballonbad auf dem Flur errichten oder einen Rodeobullen auf den Schulhof stellen.

All das hat dazu beigetragen,
dass wir heute hier sind.
Und, dass wir sind
wer wir sind.

Einen großen Teil dieses Moments haben wir der Anstaltsleitung zu verdanken: unseren Lehrerinnen und Lehrern. Sie alle haben uns eine Ladung voll Wissen vermittelt. Aber auch inspiriert, unterstützt, motiviert. Sie haben uns ermutigt, beraten und durch Höhen wie Tiefen begleitet.

Sie haben unsere Grenzen ausgelotet, manchmal versteckte Fähigkeiten entdeckt – oder uns mit Klassenarbeiten, unangekündigten Tests und Hausaufgaben immer mal wieder kleine Lebenskrisen beschert. Sie standen uns immer zur Seite, waren geduldig. Manchmal stolz, manchmal demütig. Jeden Lehrer einzeln zu loben würde hier den Rahmen sprengen – das machen wir heute Abend persönlich bei Wein und Bier. Aber Sie alle haben einen großen Dank von uns verdient.

Und einen großen Applaus.

Und dann sind da noch unsere Eltern und Familien.

Ihr habt uns in den letzten Jahren nicht nur mit Geld für unsere Pausenbrote versorgt, ihr habt uns auch bedingungslos unterstützt. Ihr habt uns wieder aufgerichtet, wenn wir am Boden lagen. Habt mit uns gefeiert, wenn wir auf Wolke Sieben schwebten.

Danke für eure Geduld.

Danke für das Aushalten unserer Launen, und auch die unzähligen Wäscheladungen für unser stets gepflegtes Aussehen. Mama, Papa, Oma, Opa, Bruder, Schwester, Tante, Onkel, Pate und übrige Familienakteure – auch ihr habt euch einen großen Applaus verdient.

Liebe Abiturientinnen,
Jetzt kommen wir.
„Die Insassen der Anstalt“.
Wir haben es geschafft!
Unsere Schulzeit ist vorbei.
Es ist ein Mix aus Freude und Wehmut,
surreal wie wahr.

In der 1. Klasse haben wir lesen und schreiben gelernt, in der 7. mit unserer Pubertät rumhantieren müssen. Zum Ende der 13. halten wir nun alle ein Zeugnis mit dem Schriftzug „Abitur“ in der Hand.

Wir haben viel zusammen erlebt – so viel, dass es für zahllose Staffeln einer Netflix-Serie reichen würde. Vom ersten Kennenlernen in dieser Schule, über das Homeschooling, verschiedene Kursfahrten und Ausflüge, gemeinsames Lachen und Weinen. Wir haben Höhen und Tiefen durchlebt, haben uns gegenseitig unterstützt und aufgefangen.

Wir können richtig stolz auf uns sein.
Uns gibt es so kein zweites Mal.

Ein großer Dank gebührt an dieser Stelle vor allem drei Personen.

Frau Ehrecke, unserer Jahrgangsleiterin.
Herrn Schütte, dem ständigen Begleiter der A.
Und Herrn Klöckner, dem ständigen Begleiter der B.

Danke, dass Sie uns zu denen gemacht haben, die wir heute hier sind.

„Und, was hast du nach der Schule vor?“
Wer kennt die Frage nicht.

Fassen wir es hier mal zusammen: die einen studieren, andere machen eine Ausbildung. Manche brauchen erstmal eine Pause, wollen in die weite Welt, lernen sich selbst weiter kennen. Ins Ausland? Ausziehen? Studium? Ausbildung? Beides? Tut das, was euer Herz euch sagt.

Wir alle haben ab heute die freie Wahl, wer wir sein wollen. Ein wenig Furcht gehört zu diesem Abenteuer dazu, ebenso aber auch der Mut neues zu wagen und die Pfortenschwelle zu passieren.

Baut euch eure Brücken.
Lebt eure Freiheit.

Vielen Dank.